Nach Renk, Gruber und Moral (1996 können die Hindernisse effektiver Gruppenarbeit auf drei Faktoren zurückgeführt werden:
- Struktur der Aufgabenstellung,
- Organisatorischer Rahmen und
- Probleme der Lernenden.
Renkl, Gruber & Mandl (1996) beziehen sich hierbei vor allem auf das Lernen von Studierenden, aber die beobachteten Phänomene können sicherlich gut auf andere Gruppen von Lernenden übertragen werden.
1.) Struktur der Aufgabenstellung
Eine zu enge Themenstellung kann das Grundbedürfnis nach Autonomie (sensu Ryan & Vansteenkiste, 2023) beeinträchtigen und damit die Ausgangsmotivation für die Gruppenarbeit senken. Lösung: Eine gewisse Themenauswahl zu lassen.
Wenn ich keine Sichtbarkeit individueller Beiträge habe, kann ich das Ergebnis meines persönlichen Anteils an der Gruppenlösung nicht identifizieren. Dies kann ebenfalls zu einer Reduktion meiner Motivation führen. Lösung: Individuelle Beiträge zur Gruppenlösung zumindest anteilig sichtbar machen.
2.) Probleme der Lernenden
Viele Lernende haben negative Erfahrungen mit Gruppenarbeit gemacht und halten deshalb das Lernen in Gruppen für weniger effektiv oder lehnen es gleich ganz ab. Hinzu kommt kommt möglicherweise während der Gruppenarbeit die wachsende Unsicherheit, ob das Lernziel erreicht werden kann. Insbesondere, wenn negative Affekte in der gemeinsamen Gruppenarbeit nicht aufgefangen werden können, etwa wenn sich ein oder mehrere Gruppenmitglieder zunehmend als inkompetent empfinden.
Lösungsmöglichkeiten:
- Kooperationskripte, etwa das Gruppenpuzzle,
- Schaffen von Transparenz über die Lernziele,
- partizipative Planung der Lehr-Lern-Situation,
- Hemmungen abbauen, etwa durch erste Erfolgserlebnisse als Gruppe.
3.) Organisatorischer Rahmen
Möglicherweise ist die Lernkultur in der jeweiligen Bildungsinstitution stark auf individualistischens Lernen ausgerichtet – dann müssten sich die Lernenden in vereinzelten Lernveranstaltungen, in denen dann Gruppenarbeit gemacht werden, stark umstellen. Außerdem sind die Prüfungsanforderungen in den allermeisten Bildungsinstitutionen auf eine Einzelleistung ausgerichtet.
Lösungsvorschläge:
- Partizipative Planung der Lehrveranstaltung
- Veränderung der Prüfungsanforderungen:
- Gruppenleistungen mit berücksichtigen
- multiple Perspektiven einnehmen und bestimmte Standpunkte verteidigen
- Anwendung von Theorien auf praktische Inhalte
Letztlich entscheidend für das erfolgreiche Lernen in Gruppen ist eine tiefgreifende Rollenveränderung des Lehrenden:
Die Lehrenden …
- schaffen einen Lernraum,
- organisieren den Lernprozess,
- organisieren das Lernsystem,
- sind Coach,
- stehen beratend zur Verfügung und
- geben Feedbacks zu den Produkten der Lernenden.
Literatur
Renkl, A., Gruber, H., & Mandl, H. (1996). Kooperatives problemorientiertes Lernen in der Hochschule. In H. Lompscher & H. Mandl (Eds.), Lehr- und Lernprobleme im Studium. Bedingungen und Veränderungsmöglichkeiten. (pp. 131-147). Huber. https://www.researchgate.net/publication/305406266
Ryan, R. M., & Vansteenkiste, M. (2023). Self-Determination Theory: Metatheory, Methods, and Meaning. In R. M. Ryan (Ed.), The Oxford Handbook of Self-Determination Theory (pp. 3-30). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780197600047.013.2
Die ist ein ergänzender Blog-Beitrag zum Buch:
Martens, T. (2024). Pädagogische Psychologie. Ein Überblick für Psychologiestudierende und -interessierte. Springer. https://www.doi.org/10.1007/978-3-662-69810-5

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